Besuchszeit

„Und sonst?“
„Jo tut eh!“
„Und bei dir?“
„.Jo tut a.“
Jo, jo was sollst sogen, es ist halt a so, do kamm ma nix machen.
Schön, dass du kommen bist, hot mi sehr gfreut. Kommst halt bald wieder, dann können wir uns wieder unterhalten. Sonst nimmst halt dein Gameboy mit, dann kannst eh a bisserl spielen bei mir, dass dir net langweilig wird.

Jo, mein Enkerl kommt immer wieder amol vorbei, er ist wirklich brav. Hin und wieder kriegt er dann einen kleinen Schein, dann kommt er wieder lieber.
Früher wie ich noch daham war, ham wir viel zusammen gemacht. lch war mit ihm am Spielplatz oder er hat mich zum Einkaufen begleitet und mir die Tasche getragen, dann ham wir zammen kocht, das hat uns beiden gut getan.
Noch dem Schlagerl haben mich meine Kinder ins Heim geben, jo ich versteh‘s eh. Gehtjo net zu Haus.
Natürlich kann mein Enkerl net so oft kommen, das Heim ist ja 45 Kilometer weg vom Wohnort, aber dafür billiger und so familiär.

Jetzt sitz ich halt mit wildfremden Menschen bei der Essecke und tu so als ob wir uns eh mögen täten. Natürlich, man muss ja dankbar sein. Auch wenn dich alles anzipft, du musst dankbar sein. Wenn du schön brav bitten tust, tun sie dir alles, aber wennst zuviel fordern tust, machens dir beim Rollstuhl die Bremse locker.
Seither weiß ich auch warum das Besuchszeit heißt, wenn sie dann so gelangweilt herumsitzen, auf die Uhr schauen und mir ständig vorrechnen, dass es da viel besser ist als zu Hause. (Be)SUCHEN tut man eben nur etwas was man verloren hat. Am besten geht man dann dorthin zurück, wo man es noch zuletzt gehabt hat, dann wird man es schon finden.

Wenn man es aber absichtlich verloren hat, hat man es nicht verloren, sondern verschmissen. Deshalb gibt es die Besuchszeit oder die Verschmeißzeit, je nachdem ob man wen haben oder loshaben will.

Liebe Grüße
Eure
Ermi-Oma